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MENDT, MARIANNE

Marianne Mendt

Am 29. September 1945 stößt in Wien Marianne Krupicka ihren ersten Schrei als waschechte Österreicherin aus: Mutter Deutsche, Vater Wiener, je eine niederländische und eine tschechische Großmutter und beide Eltern waren jahrzehntelang Wahlfranzosen. Das Genie ihres Großonkels (Kapellmeister bei den K.u.K.-Bosniaken) schlägt sich schon im zarten Alter von 3 Jahren nieder, wo Marianne bei den diversen Heurigen einfach munter losträllerte. Mit 6 Jahren beginnt der Klavierunterricht und mit 11 ist Marianne schon am Musikkonservatorium und im Kinderchor der Stadt Wien. Gleichzeitig beginnt auch der Einzel-Gesangunterricht für Hochbegabte und damit auch das Studium des klassischen Gesangs. In der Folge besucht die brave Schülerin die Handelsschule, um den Wunsch der Eltern nach einem "anständigen" Beruf zu erfüllen, den sie dann auch bei einem Waschmittelkonzern ausübte. Mit 18 legt sie ihre Gesangsprüfungen ab und darf sich fortan eine "Gewerkschaftlich geprüfte Vortragskünstlerin" nennen. Schon mit 14 Jahren - parallel zur Handelsschule - nimmt sie als Marianne Simon an einem Wettbewerb einer österr. Tageszeitung teil, in dem Wochen-, Monats- und Halbjahressieger ermittelt werden. Als Gesamtsiegerin sollte sie einen Plattenvertrag in Hamburg antreten, was ihr aber ihre Eltern auf Grund ihrer Jugend vorerst noch nicht gestatten. So gleichsam als "Trostpflaster" erhält Marianne einen dreijährigen Exklusivvertrag bei den SPITZBUBEN, der neuerlich jede Menge Ausbildung beinhaltet (Einzel-Gesang-Unterricht, Rezitation, Ballett). Hier wird auch ihr künftiger Künstlername MARIANNE MENDT kreiert. Und fortan tritt das Teenager-Sternchen täglich neben dem Besuch der Handelsschule mit zwei Gesangsnummern in der "Pawlatschen" mit Toni Strobl und Co. auf. Bald schon wird sie "Itsie Bitsie" gerufen, weil sie diesen "Bikini-Song" oft genug geträllert hat. (Toni Strobl ergänzte zum Refrain: "Itsie Bitsie Teenie Weenie, was sagn's, so deppert bin i ?"). 2 Jahre lang hielt sie es dort aus, bis es ihr eigentlich unbefriedigend erschien. Jetzt folgte der "bürgerliche" Beruf und weiterhin die gediegene Ausbildung. Und endlich war Marianne 18. Jetzt durfte sie auch vom Elternhaus aus ein Engagement annehmen. Dies begann mit einem 2-monatigen Gastspiel in der "Splendid-Bar". 2 Monate deshalb, weil dann der damals große Bill Grah in der Splendid erschien und eine Sängerin für eine Schweden-Tournee suchte. Daraufhin kündigte Marianne ihre Stelle in der Buchhaltung und begann eigentlich im Mai 1964 ihre Karriere. Es folgten ein Sommer-Engagement und im Winter sang Marianne mit dem Richard-Österreicher-Quartett in der Eden-Bar in Wien. Im Frühjahr 1965 ging's dann ab nach Pörtschach an den schönen Wörthersee, wo Marianne eine Band kennenlernen sollte, bei der sie vorerst einmal einstieg. Es erfolgte dann eine Trennung quer durch diese Musikgruppe und nachdem zwei neue Mitglieder dazugestossen waren, tourte sie mit nunmehr ihrer "eigenen" Band, den "INTERNATIONALS", quer durch halb Europa. In dieser Zeit erlernte sie auch den Baß und erfreute damit ihre Zuhörer in Schweden, Deutschland und in den Ami-Clubs in Frankreich. Dieses Wanderleben dauerte bis 1969, wobei die Gruppe jeden Sommer in Pörtschach Station machte.
Ende 1969 überwog dann die Sehnsucht nach Wien. Hier wohnte sie bei ihren Eltern und tingelte noch ein wenig mit Al "Fats" Edwards durch die Lande. Diesmal allerdings schon als Solistin und Conferencier in einer "Black And White - Show". Nachdem aber der Wunsch zur Seßhaftigkeit in Wien schon überwog, stellte sie sich im Jänner 1970 auf Anraten von Al "Fats" in der "Fledermaus" bei Gerhard Bronner vor. Er engagierte sie als Barsängerin, wo sie fast ausschließlich amerikanische Standards und sehr viel jazziges vorzutragen hatte.
Zu dieser Zeit hatte Gerhard Bronner seine Fernsehsendung "Die grosse Glocke", bei der auch die Idee entstand das Musical Hair auf Wienerisch zu interpretieren. Das Ganze war eine Art von Parodie, aber mit einer sehr originalen Instrumentierung. Die damals bei der großen Glocke engagierte Kabarettistin war als solche ganz hervorragend, als Sängerin war sie aber ein wenig überfordert. Und so kam es, daß Gerhard Bronner im März 1970 an Marianne Mendt herantrat, im Wienerischen Hair aufzutreten. Also wurde Marianne zum Hippie und sang den "Wasserkopf (Aquarius) und "Macht's die Fenster auf" (Let The Sunshine In). Der Erfolg war überwältigend und der Gedanke auf dieser wienerischen Linie weiterzumachen, war naheliegend. Es dauerte knapp ein Monat und die "Glock’n“ war geboren und die Lawine der Dialektsongs losgetreten.
Nun jagte ein Auftritt den anderen und der Ruhm ging weit über unsere Grenzen hinaus. Soweit, daß Ende 1972 Gene Reed, ein amerikanischer Choreograph und Marianne bis dato persönlich unbekannt, sich als ausgesprocher Marianne-Mendt-Fan deklarierte und sie für die deutsche Erstaufführung von "Funny Girl" nach Essen und Köln erstmals auf die Theaterbühne holte. Dies ist auch insofeme bemerkenswert, als Marianne ihr schauspielerisches Debüt in einer Rolle feierte, die sie sich ehrlich auch gewunschen hatte. Und wieder war der große Erfolg der treue Wegbegleiter der sympathischen und ehrlichen Künstlerin. Wie sehr sie auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu bestehen wußte, zeigt sich am besten darin, daß sie schon bald auch Rollen angeboten erhielt, in denen nicht ein Ton zu singen war. Das war wohl die beste Bestätigung ihrer schauspielerischen Leistung. So ist es auch kein Wunder, daß sie bis heute überquellende Terminkalender hat.
1979, genauer gesagt am 14. November, schlüpfte Marianne mit der Geburt ihrer Tochter Anna in ihre ausgesprochene Lieblingsrolle als Mutter. Seither wählt sie ihre Engagements eigentlich nur mehr nach dem Blickpunkt aus, ihrer Tochter eine gute Mutter sein zu können. Trotzdem konnte sie sich der Angebote kaum erwehren. Dazu kam noch, daß sie 1989 und 1990 einen Lehrauftrag am Reinhardt-Seminar hatte und das Pflichtfach "Musikalisches Rollenstudium" unterrichtete.
Nachdem Marianne Mendt durch ihre vielen eigenen Shows und ihre unzähligen Gastauftritte ja schon nahezu Stammgast im Fernsehen war, folgte 1992 das Angebot die Rolle der "Gitti Schimek" im " Kaisermühlen-Blues" zu übernehmen. Und wieder zeigt sich ihr großes Talent, denn sie meistert diese Rolle so bravourös wie alles in ihrem bisherigen Leben. Nachdem auch die zweite Serie bereits abgedreht ist, werden wir ab Anfang 1994 wieder Anteil an Gitti Schimek's Leben haben. Aber nicht nur im Femsehen, sondern auch auf der Bühne wird Marianne Mendt 1994 wieder zu bewundern sein. Am 17. März hat im Josefstadttheater das Stück "Der Entertainer" von John Osborne mit Marianne Mendt in der Hauptrolle Premiere. Und auch alle Freunde und Fans der Sängerin Marianne Mendt kommen auf ihre Kosten, denn im Jänner erscheint ihre neue CD "Momendt", auf die wir uns wohl alle schon sehr, sehr freuen.
Und vielleicht gibt es sogar eine ganz besondere Überraschung: Wie sich bei unserem Gespräch mit der Künstlerin herausstellte, existieren von ihren jazzigen "Seitensprüngen" noch Masterbänder. Und Marianne ist ev. bereit in diese wieder hineinzuhören, um festzustellen, ob diese für eine Veröffentlichung geeignet sind. Und falls sie es sind ... - wie gesagt, vielleicht gibt es eine Überraschung! Marianne, damit würdest Du wohl allen Deinen Fans die größte Freude bereiten, die es bis dato einfach nicht fassen können, daß diese tollen Rhythmen von Dir nicht dokumentiert sind.
Wir wünschen dieser so natürlichen, ehrlichen und sympathischen Künstlerin weiterhin nicht enden wollende Erfolge und uns noch viele schöne Stunden mit Dir im Theater, TV und mit Deiner Musik.

© aus dem TON-TRÄGER Nr. 5 / Dezember 1993

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